Steuerfreie Dividende erhalten: Bei welchen Aktien klappt es?

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Dividenden bilden für viele Anleger den wichtigsten Eckpfeiler eines passiven Einkommens. Noch interessanter werden sie, wenn darauf keine Abgeltungssteuer anfällt. Doch da gibt es einige Punkte zu beachten, denn wirklich steuerfrei sind auch solche Dividenden normalerweise nicht.

Steuerfreie Dividende erhalten: Bei welchen Aktien klappt es?

Die steuerfreie Dividende ist eine Rarität

Zunächst einmal: Für deutsche Anleger gibt es nach dem deutschen Recht nur wenige Möglichkeiten die Dividende einer Aktie steuerfrei zu erhalten. US-Amerikaner haben einige Optionen mehr, welche in diesem Artikel aber getrost ignoriert werden können.

Eine Rarität sind solche steuerfreien Dividenden allemal, obwohl die deutschen Unternehmen aus dem DAX, MDAX und SDAX zuletzt eifrig Geld an ihre Aktionäre ausschütteten - in der Summe waren es rund 70 Milliarden Euro. Das entspricht einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr (um rund 50 %), was aber auch nicht verwunderlich ist. Damals hatten viele Unternehmen aufgrund der Corona-Lockdowns die Dividende völlig gestrichen oder signifikant gekürzt. Bisheriges Rekordjahr war übrigens 2019, damals summierten sich die Dividenden in den drei deutschen Indizes auf etwas mehr als 57 Milliarden Euro.

Das Gros der Dividenden da ist aber nicht steuerfrei. Zudem muss das Unternehmen natürlich überhaupt erst einmal eine Dividende ausschütten. Das ist bei deutschen Unternehmen zwar häufiger der Fall, aber eben längst keine Selbstverständlichkeit. Deutsche Dividenden-Anleger profitieren im Zuge dessen von den vielen alteingesessenen Industrieunternehmen Deutschlands, die zwar kaum noch Wachstum verzeichnen, aber solide Gewinne erwirtschaften und Anlegern daher Dividende zahlen.

Steuerfrei durch den Freibetrag

Die erste Möglichkeit um steuerfreie Dividenden zu erhalten ist ganz offensichtlich der Freibetrag, der sich aktuell auf 801 Euro beziffert und eigentlich noch dieses Jahr auf 1.000 Euro steigen soll - ob es tatsächlich dazu kommt, steht aber noch in den Sternen. Alle Dividenden, die du das gesamte Jahr über erhältst, sind bis zu dem Betrag von aktuell 801 Euro automatisch steuerfrei. Dabei solltest du aber bedenken, dass der Freibetrag beispielsweise auch durch Gewinnmitnahmen bei ETFs oder Aktien genutzt wird. Verheiratete können den Freibetrag auf 1.602 Euro zusammenaddieren. Wenn sowieso beide Eheleute investieren, hat das aber bestenfalls einen kosmetischen Effekt.


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Welche Aktie zahlt tatsächlich steuerfreie Dividenden?

Interessanter als der Freibetrag, der für jeden Bürger gilt, sind daher solche Aktien, die steuerfreie Dividenden unabhängig vom Freibetrag ausschütten. Um die Thematik angemessen zu entschlüsseln, sind verschiedene Aspekte getrennt voneinander zu beleuchten, die aber allesamt zusammengeführt werden müssen, damit tatsächlich eine Steuerfreiheit auf die Dividende der jeweiligen Aktie existiert.

Wir gehen das Thema daher nachfolgend Schritt für Schritt durch. So kannst du selbst anhand deines Depots ermitteln, ob eine Steuerfreiheit bei dir individuell zutrifft oder ob beispielsweise nur eine "scheinbare" Steuerfreiheit in Form einer Steuerstundung vorliegt - auch das ist keinesfalls selten.

Voraussetzung #1 - Ausschüttung aus Einlagen

Damit die Dividende steuerfrei ist, muss die Aktie beziehungsweise das Unternehmen dahinter sie aus Einlagen oder Rücklagen auszahlen. Das ist insofern wichtig, weil die meisten Unternehmen die Dividende eben nicht aus dem Basiskapital, sondern aus erwirtschafteten Gewinnen zahlen. Wird die Dividende innerhalb des Unternehmens so verbucht, dass sie aus generierten Gewinnen kommt, ist sie für den Anleger auf der anderen Seite nicht mehr steuerfrei. Zahlt das Unternehmen die Dividende aus Rücklagen oder vom steuerlichen Einlagekonto, besteht zumindest die Chance auf eine Steuerfreiheit.

Beispiele für Unternehmen, die regelmäßig oder fortlaufend aus Einlagen Dividende zahlen, gibt es reichlich: Die Deutsche Post hat es jahrelang so gemacht, im letzten Jahr aber nicht mehr, auch die Deutsche Telekom oder beispielsweise Freenet sind für diese Praxis bekannt. Vonovia ist ein weiteres Beispiel, wobei der Anleger hier sogar noch zwischen Bardividende und zusätzlicher Aktieneinbuchung als Dividende wählen kann.

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Voraussetzung #2 - Zeitpunkt der Anschaffung

Während die erste Voraussetzung in der Hand der Unternehmen liegt, geht es bei der zweiten Voraussetzung dann exklusiv um die Anlegerseite. Genauer gesagt um den Zeitpunkt, wann du die Aktien gekauft hast. An dieser Stelle musst du wissen, dass die Abgeltungssteuer in ihrer heutigen Form im Jahr 2009 eingeführt wurde. Aktien, die du vor dem Jahr 2009 und der Einführung gekauft hast, gelten als sogenannte "Altbestände".

Nun gibt es zwei Szenarien, die wir getrennt voneinander betrachten müssen.

Szenario 1 - Du hast vor der Einführung der Abgeltungssteuer gekauft

In diesem Fall bist du fein raus, denn die jeweilige Aktie gilt als Altbestand. Trifft Voraussetzung #1 zu, erhältst du deine Dividende komplett steuerfrei. Außerdem könntest du die Aktien irgendwann auch verkaufen, ohne auf die Gewinne Steuern zahlen zu müssen. Das gilt übrigens auch dann, wenn du die Altbestands-Aktien weitergibst, zum Beispiel an einen Erben. Der würde dann das "alte" Kaufdatum übernehmen.

Szenario 2 - Du hast die jeweilige Aktie nach 2009 gekauft

In diesem Fall hast du keine Altbestände, was die Situation grundlegend verändert. Erinnere dich an die Voraussetzung #1 zurück. Zahlt das Unternehmen die Dividende aus seinen Ein- und Rücklagen, hast du die Chance auf eine Steuerfreiheit. Sofern nicht, zahlst du in jedem Fall Steuern.

Tatsächlich ist aber in diesem Szenario keine wirkliche Steuerfreiheit vorhanden, unabhängig davon, wie das Unternehmen seine Dividende deklariert. Hier passiert nun nämlich dieser Vorgang: Das Unternehmen zahlt die Dividende aus Einlagen aus, dich erreicht sie steuerfrei. Auf die Dividende fällt keine Abgeltungssteuer an. Aber: Zum gleichen Zeitpunkt wird dein Anschaffungspreis für die Aktie um den Wert der Dividende nach unten korrigiert. Die Differenz vom Einstandswert zum aktuellen Kursniveau vergrößert sich also, demzufolge auch etwaige Gewinne.

Bei Anschaffungen nach 2009 liegt genau genommen also keine steuerfreie Dividende, sondern eine Steuerstundung vor. Du erhältst die Dividendenzahlung unabhängig vom Freibetrag steuerfrei, da dein Einstandspreis aber nach unten korrigiert wird, würde sich die zusätzliche Steuerlast dann auf den späteren Verkaufszeitpunkt verschieben.

Die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal übersichtlich zusammengefasst:

  • für eine mögliche Steuerfreiheit müssen Unternehmen die Dividende aus Einlagen, statt aus Gewinnen zahlen
  • für eine tatsächliche Steuerfreiheit musst du die Aktie vor dem Jahr 2009 gekauft haben
  • hast du nach 2009 gekauft, erhältst du effektiv lediglich eine Steuerstundung
  • nach 2009 entfallen die Steuern auf die Dividende, dafür erhöht sich die Steuerlast beim späteren Verkauf, durch die Anpassung des Einstiegspreises um den gezahlten Dividendenwert

Zahlen auch ausländische Unternehmen solche Dividenden?

Das ist insgesamt selten der Fall, aber Beispiele dafür gibt es schon. Die UBS aus der Schweiz zahlt traditionell häufig aus Einlagen aus, ebenso Omega Healthcare, ein Anbieter für amerikanische Pflege- und Altenheime. In Norwegen wäre die Lachszüchtung von Mowi ein Beispiel dafür.

Dein Vorteil in dieser Situation wäre, dass dadurch auch keine Quellensteuer erhoben wird. Das ist aber nur relevant, wenn deine Ausschüttungen und realisierten Gewinne nicht den Freibetrag überschreiten. Falls doch, kannst du die Quellensteuer steuermindernd ansetzen, was die deutschen Broker normalerweise bereits für dich machen.

Beispiele für Aktien, die regelmäßig oder häufiger steuerfreie Dividenden ausschütten

Beachte vorweg: Die Situation kann sich sehr schnell ändern. Die Deutsche Post zahlte beispielsweise jahrelang aus Einlagen die eigene Dividende, dann für 2021 aber nicht mehr. Du kannst dich also nicht pauschal auf alle Ewigkeit darauf verlassen, dass die Dividenden immer aus Einlagen kommen, sondern musst selbständig jedes Jahr prüfen, ob das Unternehmen diesmal aus den Gewinnen oder den Einlagen ausschüttet.

In Deutschland gibt es eine Reihe von großen und kleinen Unternehmen, die in der Vergangenheit aus Einlagen ausgeschüttet haben, darunter:

  • Deutsche Telekom
  • Vonovia
  • Freenet
  • TAG-Immobilien
  • Deutsche Pfandbriefbank
  • 3U Holding
  • Telefónica Deutschland
  • Deutz

Wenn es die jeweiligen Unternehmen oder zumindest die Aktie vor 2009 noch nicht gab, kannst du sie vor 2009 natürlich auch nicht erworben haben. Dann würde immer nur der oben erläuterte Steuerstundungseffekt auftreten, statt einer tatsächlichen Steuerfreiheit. Die oben genannte Aktienauswahl ist zudem eben nur das: eine Auswahl. Es ist durchaus so, dass jedes Jahr neue Unternehmen hinzukommen oder andere keine Dividende mehr oder nur eine solche aus Gewinnen ausschütten.



Indirekt steuerfreie Dividenden

Abschließend soll auf Aktionärsprämien und -programme hingewiesen werden. Das ist per se keine "echte" Dividende, aber ein (kleiner) Benefit, den du kostenfrei bei dem jeweiligen Unternehmen beantragen und nutzen kannst. Es handelt sich dabei nie um einen ausgezahlten Geldwert.

Ein Beispiel hierfür ist der deutsche Autovermieter Sixt. Das Unternehmen hat ein Aktionärsprogramm, dass sich bereits ab einer Aktie von Sixt dazu berechtigt, daran teilzunehmen - damit sparst du bis zu 20 % bei deiner Mietwagenbuchung über Sixt. Auch die Schweizer von Lindt haben einen notorisch ikonischen Benefit: Einen Koffer voll mit eigener Schokolade. Den gibt es aber nur zur Generalversammlung, was für Deutsche mit eher großem Aufwand verbunden ist. Ein Versand ist nicht möglich. Außerdem kostet eine Lindt-Aktie aktuell mehr als 112.000 Euro.

Die Pariser von LVMH haben ebenfalls ein Benefit-Programm, mit dem du in Paris an kostenfreien Führungen teilnehmen kannst. Hier wäre natürlich wieder die Frage, ob man seine Zeit in Paris nicht besser verbringen kann. Steuerfrei sind diese Benefits aber allemal.

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