Sichere Aktien: Mythos oder Wahrheit?

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Mit sicheren Aktien kannst du als Anleger eine fortlaufende Rendite erwirtschaften, ohne um dein Geld zu fürchten! Leider müssen wir dir an dieser Stelle sagen, dass das ein Mythos ist.

Sichere Aktien: Mythos oder Wahrheit?

Sichere Aktien gibt es nicht. Eine uralte, immer noch gültige Faustregel besagt, dass ohne Risiko keine Rendite existiert - und in dieser steckt viel Wahrheit! Nicht grundlos bezeichnest du deinen Aktienkauf ja auch als "Investition". Hätte diese kein Risiko, wäre es ein Geschenk: und das gibt es am Kapitalmarkt (leider) nicht.

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Sichere Aktien gibt es nicht: aber gibt es etwas sicherere Aktien?

Absolute Sicherheit gibt es beim Investieren nicht, ganz egal ob du dein Geld in Aktien (und damit Unternehmen), in Immobilien, Edelmetalle oder Kryptowährungen steckst. Überall besteht eine Chance, dass du entweder einen Teil des Geldes verlierst oder sogar einen Totalverlust erleidest. Wie hoch diese Chance, also die Wahrscheinlichkeit ist, dass ist ein entscheidendes Unterscheidungsmerkmal, das unsichere/riskante von "sichereren" Aktien trennt.

An dieser Stelle sei noch einmal auf die Basics hingewiesen. Jede Aktie repräsentiert einen Anteil an einem Unternehmen. Dass dieses Unternehmen auf unendlich lange Zeit fortbestehen oder immer mindestens gleich erfolgreich sein wird, dafür kann dir niemand eine Garantie ausstellen. Wenn du dir noch vor einigen Jahrzehnten die größten und mächtigsten Unternehmen der Welt anschaust, wirst du schnell feststellen, dass viele davon heute gar nicht mehr existieren - und mit ihnen also die ehemals existenten Aktien wertlos sind. Jeff Bezos, Amazons Gründer und bald Ex-CEO, hat es einmal sinngemäß ganz treffend ausgedrückt: Unternehmen sterben irgendwann, egal wie gut sie und ihre Produkte sind. Jede Aktie, in die du investierst, kann also ebenso "sterben".

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Da Rendite immer Hand in Hand mit Risiko geht, musst du also herausfinden, wie viel Risiko du gewillt bist in Kauf zu nehmen, um eine gute Rendite zu erzielen. Die Auswahl der "richtigen" Unternehmen kann das Verlustrisiko erheblich minimieren. Natürlich weiß niemand, was in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren passiert, aber schon bei der Auswahl kannst du deutlich zwischen eher sicheren und eher unsicheren Aktien/Unternehmen unterscheiden.

An dieser Stelle einige ganz grobe, unspezifische Beispiele:

Sehr riskante Aktien:

  • Biopharma-Unternehmen mit (hohen) Verlusten und wenig bis keinen Umsätzen
  • Unternehmen kurz vor der Insolvenz
  • höchst spekulative Wachstumsunternehmen in neuen Märkten
  • Unternehmen, denen betrügerische Machenschaften vorgeworfen werden, z. B. Wirecard

Eher sichere Aktien:

  • seit Jahrzehnten existente Konzerne mit breiter Produktpalette und konstanten Gewinnen
  • erfolgreiche, riesige Tech-Unternehmen mit massiven Gewinnmargen und weiterhin guten Wachstumsaussichten
  • Konzerne aus Traditionsbranchen, beispielsweise Versicherer und Großbanken

Trotzdem ist keine davon eine 100 % "sichere" Aktie. Dennoch lässt sich ohne jeden Zweifel feststellen, dass die Apple-Aktie objektiv zweifelsfrei sichererer als die eines kleinen Biopharma-Unternehmens mit 20 Mitarbeitern ist. Außerdem gibt es natürlich bestimmte Branchen, Sektoren und Unternehmen, die traditionell als sicherer gelten. Im Fachjargon bezeichnet man die Aktien solcher Unternehmen als "defensive Aktien", was im Endeffekt bedeutet, dass die Renditechancen schlechter/niedriger sind als bei Wachstumsunternehmen, dafür bekommst du aber zusätzliche Sicherheit. Solche defensiven Unternehmen sind normalerweise zudem seit vielen Jahren Dividendenzahler, weshalb du effektiv also konsequent einen Teil des investierten Geldes ausgeschüttet bekommst - was du erneut investieren kannst, aber nicht musst.

Was sind typische Merkmale von sicheren Aktien/Unternehmen?

Die Unternehmen zeichnen sich dadurch aus:

  • sie haben eine geringere oder verhältnismäßige Schuldenlast, die sie auch aus dem Free-Cash-Flow begleichen könnten
  • sie zahlen mitunter seit vielen Jahren eine gleichbleibende oder steigende Dividende aus oder verabschieden alternativ hohe Aktienrückkaufprogramme, um an die Anleger zurückzugeben
  • sie existieren schon seit vielen Jahren, idealerweise Jahrzehnten erfolgreich am Markt und sind in ihrer Branche sowie bei Kunden fest etabliert
  • sie werden von vertrauenswürdigen Führungspersonen geführt, das Unternehmen arbeitet transparent und hat wenigstens eine mittlere Anzahl von Mitarbeitern

Welche Unternehmen sind solche, die in die Kategorie "sichere Aktien" fallen würden? Zum Beispiel solche wie Coca-Cola, Johnson & Johnson, Amazon, Apple, Berkshire Hathaway, LVMH oder Unilever. Bei allen handelt es sich um große, global agierende Konzerne, viele davon schütten eine Dividende aus oder kaufen in großem Umfang Aktien zurück. Nicht zwangsläufig alle davon können noch ein deutliches Umsatzwachstum vorweisen, dafür aber stetige Gewinne. Aktien von solchen und vergleichbaren Unternehmen sind wohl die größtmögliche Sicherheit, die du am Kapitalmarkt bekommst - abseits von Anleihen. Aber selbst bei diesen Firmen ist nicht in Stein gemeißelt, dass sie in zwei, drei oder vier Jahrzehnten noch existieren oder weiterhin erfolgreich sind.

Welche Rolle spielt ein ETF im Zusammenhang mit sicheren Aktien?

Der ETF ist ein starkes, breitgefächertes Kapitalmarktinstrument, das in der Regel weitaus sicherer als selbst die sichersten Aktien dieser Welt ist. Das liegt daran, dass du mit solch einem ETF eine Vielzahl von Aktien/Unternehmen erhältst. Sollte eines davon tatsächlich in die Pleite rutschen, wird das durch das erwartungsgemäße Wachstum aller anderen Unternehmen leicht kompensiert. Natürlich spielt die Auswahl vom ETF dahingehend eine entscheidende Rolle. Investierst du ganz klassisch in einen All-World-ETF, hast du so viele Aktien von großen und mittelgroßen Unternehmen, dass dein Depot ganz gut das reguläre Wirtschaftswachstum widerspiegeln sollte. Investierst du in einen ETF für Small-Caps, wird dein Depot schon volatiler. Aber auch hier ist in der Regel ausgeschlossen, dass der ETF auf "null" geht: schließlich befindet sich da meist eine drei- bis vierstellige Anzahl von Unternehmen und deren Aktien.

Wenn du dir nicht sicher bist, welche sichere Aktien es überhaupt gibt und eben wie sicher diese sind, ist die Investition in einen ETF also eigentlich immer die bessere Alternative. Dafür sprechen durchaus viele Gründe, so beispielsweise der Umstand, dass bisher immer noch nicht nachgewiesen ist, dass man den Markt mit einer Einzelauswahl an Aktien schlagen kann - was den Gedanken aufkeimen lässt, dass es für private Anleger völlig unmöglich ist, wenn es schon die Profis nicht schaffen. Außerdem fehlt dir als Privatanleger der notwendige Einblick in das Unternehmen, um überhaupt wirklich sicherzustellen, dass dieses "sicher" ist. Bilanzen und Geschäftsberichte sind zwar zunächst einmal vertrauenswürdig, was sich "hinter den Kulissen" abspielt weißt du aber nicht. Des Weiteren impliziert eine Einzelauswahl von Aktien eigentlich auch immer, dass du die Unternehmen konsequent im Blick behältst. Schließlich kann sich etwas grundlegend verändern, wodurch sichere Aktien solcher Unternehmen plötzlich gar nicht mehr sicher sind. Außerdem könnte das planmäßige Wachstum wegfallen, ein Skandal das Unternehmen erschüttern oder ein Konkurrent erhebliche Marktanteile abschöpfen.

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Es gibt also viele Gründe, warum ein einzelnes, selbst stabil und seriös geführtes Unternehmen, irgendwann keine sichere Aktie mehr darstellt. Idealerweise gelingt dir als Anleger bereits zuvor der Absprung, natürlich ist das in der Praxis aber gar nicht immer so einfach. Mit einer Investition in einen breitgestreuten ETF musst du dir um das Einzelschicksal eines Unternehmens keine Gedanken machen - während die große Diversifizierung dir auch die größtmögliche Absicherung ermöglicht.

Falls du dein (ETF-)Depot doch um Einzelaktien abrunden willst: woran erkennt man sichere Aktien?

Zwei Gefahren bleiben für sichere Aktien immer bestehen:

  • die Unternehmen der Aktien sind nicht mehr erfolgreich
  • oder es kommt zu einem Börsencrash, der sich sowohl auf die Unternehmen als auch deren Aktien auswirkt

Als stabile und sichere Aktien gelten daher auch solche, die in schlechten Börsenzeiten weiterhin eine für Anleger attraktive Performance liefern. Das können sie auf vielfältige Weise, idealerweise beispielsweise mit ausbleibenden Kursverlusten oder zumindest solchen, die deutlich weniger stark als der Marktdurchschnitt ausfallen. Ebenso gelten Unternehmen als sicher, die in der Lage sind in schlechten wirtschaftlichen Zeiten weiterhin ihre Dividende auszuschütten: das gibt den investierten Anlegern nämlich Sicherheit und lässt die zusätzliche Einkommenssäule nicht wegbrechen.

Speziell als stabile Aktien gelten zudem solche, die eine geringere Volatilität aufweisen, sich also auch für Anleger mit weniger starkem Nervengerüst eignen. Eine geringere Volatilität korreliert meist mit einer niedrigeren Rendite, dafür müssen Anleger weniger starke Schwankungen aushalten. Das kann vorteilhaft sein, beispielsweise wenn du von deinem Depot lebst oder für Menschen im hohen Alter, die kurz vor ihrem Renteneintritt eher Absicherung statt maximale Rendite suchen. Sichere Aktiensind in der Regel also auch weniger von der Konjunktur abhängig, erzielen also verlässliche und planbare Cashflows. Die alte Börsenweisheit, dass Zahnpasta, Pampers und Klopapier ja immer gebraucht werden, ist also durchaus nicht verkehrt.

Ein Blick in die Branchen - und wie du diese in einem ETF-Depot beimischst

Der größte und wichtigste Index der Welt, der S&P 500, untergliedert sich in viele verschiedene Teilsektoren, beispielsweise die Industrie, Basismaterialien, Konsumgüter, Finanzen oder Energie. Erfahrungsgemäß sind es der Gesundheitssektor (XLV) sowie der nichtzyklische Konsumsektor (XLP), die in schlechten Börsenzeiten als sicherer Hafen dienen. Dein Risiko kannst du also minimieren, wenn du in diese Branchen investierst. Noch weiter reduzierst du es, indem du nicht einzelne Unternehmen, sondern die breite Streuung ins Depot holst.

Dafür bieten sich Sektor-ETFs an, die nicht ein großes Indiz oder einen großen Index wie den S&P 500, sondern lediglich Teilbereiche und Sektoren abbilden. Außerdem gibt es natürlich noch Faktor-ETFs, deren Emittenten bestimmte Kriterien festlegen, wie zum Beispiel eben die Qualität der Aktien oder wie zuverlässig diese Dividenden zahlen. Solche Faktor- und Sektor-ETFs sind eine gute Möglichkeit, um möglichst viele sichere Aktien indirekt ins Depot zu holen und simultan die Absicherung durch den ETF und dessen Diversifizierung zu erhalten. Zur Bewertung könntest du ergänzend auch die Credit-Ratings der ETFs und Aktien zu Rate ziehen. Gute Ratings von Moody's und Co. sind ein Indiz dafür, dass das Unternehmen finanziell sehr gut aufgestellt ist.

Fazit: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, wohl aber Abstufungen

Anlagestrategien sind ganz unterschiedlich: einige besonders risikoreich, andere eher defensiv und sicher. Absolute Sicherheit bekommt dein investiertes Kapital nicht, denn das schließt eine "Investition" bereits aus. Du kannst aber durchaus aktiv selbst bestimmen, wie sicher und robust dein Depot ist - wenn Sicherheit eben oft auch zu Lasten der Rendite geht. Mit einem ETF erhältst du quasi eine Extraportion Sicherheit: da du sichere Aktien von defensiven Unternehmen mit der breiten Streuung des Fonds kombinierst. Insbesondere mit fortschreitendem Alter sollten Anleger außerdem stärker über Sicherheit nachdenken: da sie schlechte Phasen nicht so einfach wie junge Anleger aussitzen können.

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