Robinhood nach IPO: Wie geht es weiter mit der Aktie?

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Zu den bislang größten Börsengängen 2021 zählte der IPO des US-Neobrokers Robinhood. Mit einer Roadshow warb der Neobroker, der noch rote Zahlen schreibt, um das Interesse der Investoren. Die Investoren zeigten jedoch eher verhaltenes Interesse, weshalb die Aktie hinter den Erwartungen blieb.

Robinhood nach IPO: Wie geht es weiter mit der Aktie?

Wer ist Robinhood?

Der US-amerikanische Neobroker Robinhood hatte am 29. Juli 2021 seinen IPO. Lohnt es sich eigentlich, in die Aktie zu investieren? Um diese Frage zu klären, solltest Du wissen, um was für ein Unternehmen es sich handelt. Ähnlich wie der Held Robin Hood, der von den Reichen nimmt, um es den Armen zu geben, will der US-amerikanische Neobroker Finanzen für alle demokratisieren. Vladimir Tenev und Baiju Bhatt gründeten das Unternehmen bereits im April 2013. Der Finanzdienstleister bietet eine App und eine Webseite an, über die Nutzer mit

  • Aktien
  • ETFs
  • Optionen
  • Kryptowährungen

handeln können. Das Unternehmen arbeitet ausschließlich online und ist für die Nutzer kostenlos. Nun wirst Du Dich fragen, wie der Neobroker dann sein Geld verdient, wenn er von den Nutzern keines einnimmt. Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach. Die Nutzer sind nicht die Kunden von Robinhood. Der Online-Broker verdient Geld, indem er die Daten der Kunden an Marktmacher wie Citadel verkauft. Citadel ist der größte Kunde des Online-Brokers und ist Angaben zufolge für bis zu 40 Prozent seiner Umsätze verantwortlich. Weitere Umsätze generiert Robinhood durch Zinseinnahmen aus den Guthaben der Nutzer. Die Nutzerorder werden an andere Broker und Handelsplätze weitergereicht. Der Neobroker kassiert dafür eine Provision. Allerdings gilt der Broker als seriös, denn er wird von der Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) als Genehmigungsbehörde der USA reguliert und ist bei der US-amerikanischen Finanzaufsichtsbehörde SEC registriert. Das Unternehmen beschäftigt knapp 1.900 Mitarbeiter und hat seinen Sitz in Menlo Park im US-Bundesstaat Kalifornien. Im Dezember 2020 hatte das Unternehmen 13 Millionen Nutzer und verwaltete 20 Milliarden US-Dollar. Robinhood geriet in der letzten Zeit mehrmals in die Kritik.

Neobroker: Wie sicher ist dein Depot wirklich?
Möchtest Du in Aktien oder ETFs investieren, musst Du ein Depot bei einem Broker eröffnen. Viele neue Broker, die sogenannten Neobroker, erobern den Markt und locken mit niedrigen Kosten. Häufig bieten sie eine App für den mobilen Handel an. Wie sicher sind sie und was bieten sie?

Kritik an Robinhood

In die Aktie eines Unternehmens investieren, das in die Kritik geraten ist? Immerhin hat der US-amerikanische Neobroker seinen IPO hinter sich. Kritisiert wird von Politikern, Regulierungsbehörden und Branchenbeobachtern die Weitergabe der Order von Nutzern an andere Broker. Da es sich um einen Verkauf von Insiderinformationen handelt, wird das als potentieller Interessenkonflikt betrachtet.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Robinhood im März 2020 während des Börsencrashs mehrfach nicht erreichbar war. Da viele Nutzer ihre Trades nicht ausführen konnten, erlitten sie empfindliche Verluste, deren Folge eine Sammelklage war.

Aufgrund einer Anklage durch die US-amerikanische Finanzaufsichtsbehörde SEC musste Robinhood im Dezember 2020 eine Geldstrafe von 65 Millionen US-Dollar zahlen. Die Aufsichtsbehörde klagte, da der Neobroker von Investmentfirmen erhaltene Zahlungen nicht offenlegte und damit seine Nutzer in die Irre führte. Der Neobroker konnte keine Investmentpartner finden, die für die Ausführung von Transaktionen die wettbewerbsfähigsten Preise anboten.

Kostenlose Wertpapierdepots für 2021 im Vergleich
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Kritisiert wird Robinhood, da er zu wenig über die Probleme mit der App und Risiken beim Börsenhandel aufklärt. Der Neobroker steht im Verdacht, Kleinanleger gegenüber Großinvestoren an der Wall Street zu benachteiligen. Einige Beobachter und Kritiker werfen dem Neobroker sogar glücksspielähnliche Praktiken vor.

Beobachtungen im Vorfeld des IPO

Aufgrund der verschiedenen Kritikpunkte und vor allem wegen seiner Rolle bei den Turbulenzen um die Gamestop-Aktie stand Robinhood vor dem IPO unter massiver Beobachtung durch die US-amerikanische Finanzaufsichtsbehörde. Das Fintech-Unternehmen gehört zu den Profiteuren des Corona-Lockdowns, da viele Privatanleger während dieser Zeit in Aktien investiert haben. Ärger mit der Finanzregulierungsbehörde FINRA bekam das Fintech-Unternehmen vor dem IPO, da keiner der beiden Gründer dort registriert ist. Der Aufseher der Wall Street hat daraufhin eine Untersuchung eingeleitet. Die FINRA verlangt, dass nicht nur die Broker selbst, sondern auch die CEOs dieser Broker eine Registrierung vornehmen. So kann sichergestellt werden, dass die Führungskräfte kompetent genug für ihre Aufgaben sind und regelmäßig an Schulungen teilnehmen. Die Führungskräfte müssen vor einer Registrierung ihr Fachwissen mit verschiedenen Prüfungen nachweisen. Das Unternehmen reagierte auf diese Kritik, dass die beiden Gründer lediglich die Holding Robinhood Markets, nicht aber die Tochter Robinhood Financial führen. Die angehenden Aktionäre wurden vor dem IPO über die aktuelle Untersuchung durch die FINRA informiert.

Aktie beim IPO am unteren Ende der Preisspanne

Der IPO des US-amerikanischen Fintech-Unternehmens gilt als einer der größten Börsengänge 2021, doch hielt sich das Interesse der Investoren in Grenzen. Die Aktie wurde am unteren Ende der Preisspanne, mit 38 US-Dollar, angepriesen. Insgesamt 55 Millionen Aktien wurden ausgegeben. Das Fintech-Unternehmen wurde mit ungefähr 32 Milliarden US-Dollar bewertet. Angestrebt war jedoch eine Bewertung von 35 Milliarden US-Dollar. Mit einer Roadshow warb der Neobroker um das Interesse der Investoren. Die Aktie startete mit einer Preisspanne von 38 bis 42 US-Dollar. Bis zu 2,3 Milliarden US-Dollar wollte der Neobroker mit dem Börsengang einsammeln.

Auch wenn die Zahl der Nutzer von Robinhood von 2015 bis 2020 stark gestiegen ist, schreibt das Fintech-Unternehmen noch immer rote Zahlen. Lag die Zahl der Nutzer 2015 noch bei gerade einmal 0,5 Millionen, so waren es Ende 2020 schon 13 Millionen. Im zweiten Quartal 2021 lag die Nutzerzahl schon bei 22,5 Millionen.
Beim IPO hat Robinhood seinen Nutzern ungefähr ein Drittel seiner Aktien zugeteilt, was ungewöhnlich viel ist. Ein niedriger Ausgabepreis der Aktie sollte für ein starkes Börsendebüt sorgen.

Ungewöhnlicher Handelsstart von Robinhood

Beim Börsengang hat der umstrittene Neobroker aus dem Silicon Valley enttäuscht. Bei ihrem Debüt an der Nasdaq fiel die Aktie um mehr als zehn Prozent auf 34 US-Dollar. Auch die Gesamtbewertung von 32 Milliarden US-Dollar konnte den hohen Erwarungen des Neobrokers nicht entsprechen. Da das Unternehmen bis zu 35 Prozent seiner Aktie für seine Nutzer reservierte, ging es ein Risiko ein. Der IPO wurde unberechenbar, da anders als bei normalen Börsengängen keine Investmentbanken für stabile Kurse und einen geregelten Ablauf sorgten. Der Finanzdienst Bloomberg sprach beim IPO von Robinhood vom siebtgrößten US-Börsengang 2021.

Einschränkungen für Kleinaktionäre von Robinhood

Nicht nur der Börsengang von Robinhood mit dem Verkauf der Aktie am unteren Ende der Preisspanne sorgte für Aufsehen. Grund zur Kritik sind die Einschränkungen des Neobrokers für seine Nutzer, die in die Aktie investiert haben. Anders als bei anderen Unternehmen, bei denen die Aktionäre nach dem IPO beliebig mit den erworbenen Aktien verfahren können, hat Robinhood seinen Nutzern verboten, die erworbenen Aktien direkt nach dem IPO wieder zu verkaufen. Häufig sind Privatanleger kurzfristiger orientiert als professionelle Investoren. Privatanleger, die ihre Aktien innerhalb von 30 Tagen nach dem IPO von Robinhood wieder verkaufen, sollen von zukünftigen Börsengängen auf der Plattform ausgeschlossen werden.

Entwicklung der Aktie nach dem IPO

Am Ende des ihres ersten Börsengangs schloss die Aktie des Neobrokers (ISIN: US7707001027) mit 34,80 US-Dollar, was einen Verlust von ungefähr 8 Prozent ausmachte. Zeitweilig rutschte sie sogar um 12 Prozent auf 33,40 US-Dollar. Nur wenige Unternehmen verzeichnen an ihrem ersten Börsentag ein Minus bei ihren Aktien. Inzwischen hat sich die Aktie wieder leicht erholt. Am 30. Juli 2021 lag der Kurs bei 35,50 US-Dollar. Der Kurs der Aktie wurde von der Investorin Cathie Wood von Ark Invest angekurbelt, die 1.297.615 Aktien für 45 Millionen US-Dollar erwarb. Diese Investition macht lediglich 0,2 Prozent des Portfolios der Staranlegerin aus. Bei den Anlegern sorgte die Investition von Cathie Wood in die Aktie von Robinhood scheinbar für leichten Optimismus.

Ist eine Investition für deutsche Anleger möglich?

In Deutschland, über einen Online-Broker, kannst Du gegenwärtig noch nicht in die Aktie von Robinhood investieren. Die Aktie wird an der Nasdaq gehandelt. In Europa ist sie aktuell noch nicht handelbar, da es an einer Formalie mangelt. Damit die Aktie auch in Deutschland gehandelt werden kann, benötigt das Unternehmen eine Legal Entity Identifier (LEI), bei der es sich um eine Registrierungsnummer handelt. Diese Registrierungsnummer muss erst beantragt werden. Die Aktie hat zwar eine ISIN als internationale Wertpapierkennnummer, damit sie überhaupt an einer Börse gehandelt werden kann, doch ist noch keine Registrierung für Europa erfolgt. Wann eine solche Registrierung stattfindet, ist noch nicht bekannt.

Verluste bei Robinhood

Der Neobroker Robinhood spricht mit seinem Konzept vor allem die jüngere Generation von Anlegern an und ist ein Vorbild für verschiedene Neobroker, die auf dem deutschen Markt ihre Dienste anbieten, beispielsweise Trade Republic. In den ersten beiden Quartalen 2021 ist nicht nur die Zahl der Nutzer stark gestiegen, sondern auch bei den Umsätzen konnte eine Steigerung verbucht werden. Im ersten Quartal 2021 konnte das Unternehmen einen Umsatz von 522 Millionen US-Dollar verzeichnen. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs hat sich der Umsatz verdreifacht. Unter dem Strich musste der Neobroker im ersten Quartal 2021 jedoch nach einer einmaligen Wertberichtigung einen Verlust von 1,4 Milliarden US-Dollar feststellen. Ende 2020 machte das Unternehmen einen kleinen Gewinn von 7 Millionen US-Dollar.

In der letzten Zeit konnte Robinhood einen Teil seiner Umsätze durch den Handel mit der digitalen Devise Dogecoin erwirtschaften. Da es sich um einen Gratis-Broker handelt, könnte Robinhood viele Neukunden ansprechen, die in den Handel mit Aktien, ETFs oder Kryptowährungen einsteigen wollen. Das könnte für einen Kauf der Aktie und für einen Kursanstieg in naher Zukunft sprechen. Allerdings sind die fragwürdigen Geschäftspraktiken und die Kritiken nicht zu vergessen, die sich negativ auf die Aktie und deren Kurs auswirken könnten.

Robinhood Trading-App bald in Deutschland verfügbar?
Robinhood ist ein US-amerikanisches FinTech-Unternehmen, das mit seiner Trading App junge Menschen anspricht. Traden ohne Gebühren - das ist das Versprechen des sogenannten Neobrokers. Für Anfang 2020 hatte das Unternehmen bereits einen Start in Großbritannien geplant. Kommt es nach Deutschland?

Fazit: Aktie von Robinhood musste Verluste beim IPO verzeichnen

Robinhood ist ein US-amerikanischer Neobroker und Vorbild von verschiedenen Gratisbrokern in Deutschland. Am 29. Juli 2021 hatte der Broker seinen IPO, der schlechter als erwartet verlief. Die Aktie wurde am unteren Ende der Preisspanne gehandelt, was zu einer deutlich geringeren Gesamtbewertung als erwartet führte. Am Ende des ersten Börsentages verzeichnete die Aktie ein Minus. In Deutschland kann die Aktie noch nicht gehandelt werden, da sie noch nicht für Europa registriert ist. Das Unternehmen steht in der Kritik von Börsenbeobachtern und Finanzbehörden. Das kann sich negativ auf den Kurs der Aktie auswirken. Robinhood schreibt noch keine schwarzen Zahlen.

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