Burggraben ETF: Sind Wide Moat ETFs eine sinnvolle Option?

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Für viele ist er der langfristige Anleger schlechthin, ein Sinnbild und Vorreiter des klassischen "Value-Investors": Warren Buffett. Der war es auch, der den Begriff "Wide Moat" prägte. Gemeint sind Unternehmen, die einen Burggraben haben. Aber lohnt sich das als Anleger?

Burggraben ETF: Sind Wide Moat ETFs eine sinnvolle Option?

Welche Unternehmen sind in Wide Moat-ETFs enthalten?

Der in der englischen Sprache etwas ungalante Begriff verrät mit seiner deutschen Bezeichnung schon eher was gemeint ist: ein Burggraben, der Unternehmen vor Angreifern (also der Konkurrenz) schützen soll. Umso besser ist, je weiter der Burggraben um die Burg (das Unternehmen) gespannt ist, denn umso stärker ist auch seine schützende Wirkung. Die Metapher aus dem Mittelalter ist keinesfalls verkehrt, denn Unternehmen sehen sich konsequent einem hohen Konkurrenzdruck ausgesetzt, ganz besonders in Zeiten der Globalisierung.

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Folglich ist sehr empfehlenswert, wenn diese Unternehmen irgendetwas können, haben oder sich durch etwas auszeichnen, das die Konkurrenz hingegen nicht besitzt und sich auch nicht so schnell aneignen kann.

Unternehmen mit einem stattlichen Burggraben haben am Markt viele Vorteile, insbesondere hinsichtlich ihrer Gewinnmargen. Das ist letztlich logisch, denn wer um die eigenen Produkte und Leistungen solch einen Burggraben gezogen hat, dass andere Unternehmen an die "Burg" nicht herankommen, der hat auch hinsichtlich seiner Preisgestaltung weitaus mehr Flexibilität und Luft nach oben. Ist der Burggraben hingegen nur sehr klein, könnten andere Unternehmen diesen über einen mittelfristigen Zeitraum durch eigene Investitionen überwinden - zum Beispiel indem sie ihre Marke stärken oder sich besonderes Know-how ins Unternehmen "einkaufen".

Ein bekanntes Unternehmen mit einem stattlichen Burggraben ist beispielsweise Apple. Deren Burggraben entsteht schon deshalb, weil sie mit iOS ein eigenes Betriebssystem anbieten, über das sie die komplette Kontrolle haben. Lediglich Apple-Geräte dürfen iOS nutzen, andererseits müssen Dritte konsequent die Erlaubnis von Apple einholen, um überhaupt selbst innerhalb von iOS agieren zu dürfen. Das Betriebssystem ist mit Sicherheit der größte und wichtigste Aspekt von Apples Burggraben, das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch andere Faktoren gibt - zum Beispiel hinsichtlich dem Wiedererkennungswert der Marke und den typischen Designs.

Weitere Beispiel-Faktoren und Unternehmen, die du in deinen Wide Moat-ETFs finden wirst:

  • besondere Netzwerkeffekte und eine Quasi-Monopolstellung, wie unter anderem Microsoft mit Windows
  • große Konzerne, die so kapitalstark und vielseitig aufgestellt sind, dass sie teilweise Quasi-Monopole oder Oligopole abgeben, wie unter anderem Google und Amazon
  • solche mit einer besonders starken Marke, zum Beispiel McDonalds, Coca-Cola oder eben Apple
  • Unternehmen mit bestimmten wertvollen Patenten, was vor allem solche aus dem Defensivsektor und der Pharmaindustrie sind

Wichtig ist bei Burggraben-Unternehmen und -Aktien ebenfalls, dass diese tatsächlich einen nachhaltigen Burggraben haben. Es ist durchaus denkbar, dass sich ein kleines Unternehmen kurzzeitig einen effektiven Burggraben verschafft, wie aktuell beispielsweise mit Biontech und ihrem Covid-Vakzin der Fall, was lediglich Konkurrenz von Moderna, aber die weitaus stärkere Verbreitung hat. Das bedeutet aber nicht, dass so ein Burggraben über Jahre oder Jahrzehnte bestehen wird.

Aus diesem Grund filtern sinnvolle Wide Moat ETFs immer auch nach weiteren Faktoren. Sinn und Zweck dieser ETFs ist letztlich nur Unternehmen abzubilden, die nicht nur zum aktuellen Zeitpunkt einen großen Burggraben haben, sondern den aller Voraussicht nach auch noch lange behalten werden.

Worauf solltest du bei der Auswahl deines Wide Moat-ETFs achten?

Bevor wir uns anschauen, welche Optionen der ETF-Markt überhaupt hergibt, möchten wir darauf hinweisen, dass natürlich auch bei solchen Unternehmen und ETFs allgemeine Anlageregeln gelten. Das bedeutet für dich:

  • die Unternehmen sollten eine für dich nachvollziehbare Bewertung haben
  • ETFs könnten zu Klumpenrisiken führen
  • hast du schon ETFs im Depot, könnte der Wide Moat-ETF zu einer unfreiwilligen Überbewertung einzelner Titel führen
  • ein Burggraben bedeutet nicht automatisch, dass es eine Rendite oder eine gegenüber dem Markt überdurchschnittliche Rendite gibt

Ein offensichtlicher Vorteil, den du immer mit ETFs hast, bleibt natürlich erhalten: sie sind breiter diversifiziert. Außerdem sparst du gegebenenfalls Order-Kosten, da du nicht verschiedene Aktien alle einzeln ins Depot holen und später einmal allesamt wieder einzeln verkaufen musst. Zudem musst du nicht immer selbst überprüfen, ob der Burggraben bei einem bestimmten Unternehmen überhaupt noch existiert. Geht dieser verloren, verabschiedet sich das Unternehmen auch aus dem ETF. Insofern ist ein Wide Moat ETF also definitiv eine komfortable und praktische Lösung, die dich breiter aufstellt und dich mitunter eine TER kostet, dafür aber Orderkosten spart.


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Welche Wide Moat-ETFs hast du zur Auswahl?

Tatsächlich gestaltet sich die Auswahl sehr übersichtlich, denn zum Zeitpunkt dieses Artikels gibt es überhaupt nur zwei Wide Moat-ETFs: beide vom Emittenten VanEck. Dieser bietet einmal einen ETF an, der nur US-Titel enthält und einmal einen "Global-ETF", also einer der seine Unternehmen über die Landesgrenzen der USA hinaus einsammelt. Wir stellen dir nachfolgend beide vor, damit du einen besseren Überblick bekommst, was in diesen enthalten ist und wodurch sie sich unterscheiden.

VanEck Vectors Morningstar Global Wide Moat UCITS ETF (ISIN: IE00BL0BMZ89)

Obgleich es sich hierbei um den Quasi-World-ETF handelt, ist er der mit großem Abstand kleinere Fonds. Aktuell erzielt er eine Fondsgröße von knapp 40 Mio. Euro, die weiteren Eckdaten sind:

  • TER von 0,52 %
  • noch keine TD messbar
  • 70 Positionen enthalten
  • Top-10 macht ungefähr 22 % aus
  • physische Abbildung
  • thesaurierende Erträge

Geführt wird der ETF außerdem in US-Dollar. Seit seiner Auflage im Juli 2020 konnte er eine Rendite von 28,47 % erzielen, was schon einmal mehr als stattlich ist, andererseits wurde der ETF auch relativ kurz nach dem größeren Corona-Einbruch aufgelegt, was seiner Rendite natürlich sehr förderlich war.

Wie er langfristig performt und ob er Anleger damit glücklich macht, wird sich erst noch zeigen müssen.

In der Top-10, die natürlich immer schwankt, findest du aktuell:

  • ServiceNow
  • Veeva Systems
  • Alphabet
  • Microsoft
  • Facebook
  • Roper Technologies
  • Salesforce
  • GEA Group
  • Elekta AB
  • Emerson Electric

Mit Ausnahme der GEA (Deutschland) und Elekta (Schweden) sind also nur US-Unternehmen vertreten. Die USA machen generell mehr als 63 % am ETF aus, Europa inklusive der EU kommen zusammen auf rund 14 %.

Wie immer gehen die Meinungen aber auch stark auseinander, denn welche Unternehmen überhaupt einen Wide Moat haben, ist ein Stück weit subjektiv. Die Verantwortlichen bei VanEck denken beispielsweise offensichtlich nicht, dass Apple einen Burggraben hat, Salesforce und Facebook hingegen schon. Manch kritischer Anleger würde vorbringen, dass SAP ein ebenbürtiger Wettbewerber zu Salesforces ist und auch MySpace schneller wieder verschwand, als einmal angenommen.

VanEck Vectors Morningstar US Wide Moat UCITS ETF (ISIN: IE00BQQP9H09)

Der vom investierten Kapital her größere Fonds mit aktuell knapp 600 Mio. Euro. Die weiteren Eckdaten:

  • TER: 0,49 %
  • TD von 1,02 %
  • 48 Positionen
  • Top-10 macht rund 27 % aus
  • physische Abbildung
  • thesauriert Erträge

Da es diesen Fonds schon seit Oktober 2015 gibt, lässt sich seine Performance weitaus besser veranschaulichen. Er erzielte seit seiner Auflage insgesamt 166,33 %, was einer jährlichen Rendite von 18,37 % entspricht. Die Rendite kann sich also zweifelsohne sehen lassen, ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass viele Tech-Titel in der Top-10 enthalten sind und diese bekanntlich seit einigen Jahren schon ausgezeichnet laufen. Die Top-10 unterscheidet sich kaum vom eben beschriebenen Fonds, nun findest du hier aber noch Wells Fargo, Tyler Tech, Pfizer, Guidewire und General Dynamics. Die größte Position ist erneut ServiceNow.

Die eingangs gestellte Frage, ob Wide Moat-ETFs sinnvoll sind, musst du dir letztlich also persönlich beantworten. Die historische Rendite ist definitiv stattlich, aber am Ende läuft es immer darauf hinaus, ob du selbst mit der Auswahl der Burggraben-Unternehmen einverstanden bist. Fehlen dir Unternehmen, denen du selbst einen großen Burggraben zuschreibst, dafür enthält der ETF solche, wo du den Burggraben selbst nicht siehst, kannst du auch mit dem ETF nichts anfangen. Schaue dir die Zusammensetzung daher immer genau an!

Fazit

Wide Moat ETFs sind Exchange Traded Funds, die in Unternehmen investieren, die über einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil (englisch: "wide moat") verfügen. Dieser Vorteil sollte es dem Unternehmen ermöglichen, seine Gewinne langfristig zu steigern und die Aktionäre zu belohnen.

Die Idee hinter dem Investieren in Wide Moat ETFs ist es, ein Portfolio zu erstellen, das von Unternehmen mit starken Wettbewerbsvorteilen dominiert wird und somit eher gegen den allgemeinen Markttrend immun ist. Dies soll dazu führen, dass das Portfolio insgesamt stabiler ist und weniger Schwankungen unterliegt.Allerdings gibt es auch Kritik an der Idee der Wide Moat ETFs.

So ist es fraglich, ob die Unternehmen wirklich über einen solchen Vorteil verfügen und ob dieser auch langfristig bestehen bleibt. Zudem ist das Investieren in Wide Moat ETFs oft mit höheren Gebühren verbunden.Insgesamt lässt sich somit nicht pauschal sagen, ob Wide Moat ETFs sinnvoll für ein Portfolio sind oder nicht. Es kommt immer auf die individuellen Anlegerziele und Präferenzen an. Überlege dir daher gut, ob ein Moat ETF in dein Portfolio passt.

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