Magisches Sechseck: Die Ziele der Wirtschaft erklärt

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In der Wirtschaftspolitik wird häufig ein Magisches Sechseck angesetzt, um die Ziele der Wirtschaft zu verdeutlichen. Es ging aus dem Magischen Viereck hervor, das vier quantitative Ziele darstellt. Als Magisches Sechseck wurde es um zwei qualitative Ziele der Wirtschaft erweitert.

Magisches Sechseck: Die Ziele der Wirtschaft erklärt

Was ist das Magische Sechseck?

In der Wirtschaftspolitik wird ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht angestrebt. Um es zu erreichen, werden mehrere Ziele gestellt, die gleichrangig sein sollen. Das Magische Sechseck verdeutlicht diese Ziele. Es ist eine Erweiterung des Magischen Vierecks, das 1967 eingeführt wurde. Die Erreichung der Zielstellungen des Magischen Vierecks sollte mit dem 1967 eingeführten Stabilitätsgesetz sichergestellt werden. Beim Magischen Viereck lag der Fokus auf Freiheit, Gerechtigkeit, Sicherheit und Wohlstand. Genau genommen ging es dabei um die vier quantitativen Zielstellungen

  • stabiles Preisniveau
  • hoher Beschäftigungsgrad, möglichst Vollbeschäftigung
  • außenwirtschaftliches Gleichgewicht (Zölle, Rohstoffpreise, Währungen, etc.)
  • stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum.

Bis ein Magisches Sechseck das Magische Viereck erweiterte oder ablöste, dauerte es bis 1994. Warum dauerte das so lange? Das Magische Viereck wurde um zwei qualitative Zielstellungen erweitert. Ein wichtiges qualitatives Ziel ist die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt. Das Jahr 1994 ist ein magisches Datum, da der Umweltschutz 1994 als allgemeines Ziel in das Grundgesetz aufgenommen wurde. Ein weiteres qualitatives Ziel ist ein sozialer Ausgleich durch eine gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung. Ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht ist dann vorhanden, wenn alle sechs Ziele erreicht wurden. Es ist allerdings nicht möglich, alle sechs Zielstellungen gleichzeitig zu erreichen.

Warum ist das Sechseck magisch?

Es ist deshalb ein Magisches Sechseck, da es nahezu unmöglich ist, alle darin enthaltenen Zielstellungen gleichzeitig zu erreichen. Es wäre sogar kontraproduktiv für die Wirtschaft, sollten alle sechs Zielstellungen gleichzeitig erreicht werden. Der Begriff "magisch" drückt das aus. Realistischer ist daher die Inkongruenz der einzelnen Zielstellungen. Wird angestrebt, alle vier bzw. sechs Zielstellungen gleichzeitig zu erfüllen, könnte eine steigende Inflation die Folge sein. Anstatt einen hohen Beschäftigungsgrad zu erreichen, könnte die Arbeitslosigkeit steigen. Auch die Investitionen könnten sinken.

Das Magische Sechseck der Wirtschaft ist vergleichbar mit dem Magischen Dreieck der Geldanlage. Das Magische Dreieck der Geldanlage besteht aus den Eckpunkten Rendite, Liquidität und Sicherheit. Es ist möglich, zwei Eckpunkte in den Fokus zu rücken. Ein Eckpunkt kann dabei nicht verwirklicht werden. Daher ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Das trifft auch für ein Magisches Sechseck in der Wirtschaft zu.

Zielbeziehungen im Magischen Sechseck

Auch wenn nicht alle Ziele im Magischen Sechseck gleichzeitig erreicht werden können, ist eine Kongruenz einzelner Ziele möglich. Eine explizite Zielharmonie kann ebenso eintreten wie Zielkonflikte. Aufgrund der Zielkonflikte können alle sechs Zielvorgaben noch nicht einmal über einen kurzen Zeitraum gleichzeitig erreicht werden. Der Idealfall stellt ein vollkommenes Gleichgewicht dar, das grundsätzlich nicht erreicht werden kann.

In bestimmten Situationen können einzelne Ziele kongruent zueinander sein, indem sie sich unterstützen und eine Zielharmonie eintritt. Ein starkes Wirtschaftswachstum und ein hohes Beschäftigungsniveau sind gleichzeitig erreichbar. Das Okunsche Gesetz bestätigt die Korrelation zwischen Arbeitslosigkeit bzw. Beschäftigungsniveau und Produktionswachstum. Es handelt sich nicht um ein ökonomisches Gesetz, sondern um eine empirisch beobachtbare Korrelation.

Zielkonflikte an der Tagesordnung

Ein Magisches Sechseck führt unweigerlich zu Zielkonflikten. Die Ziele generieren Konflikte, da sie miteinander konkurrieren. Eine Werte-Inkongruenz liegt vor. Darüber hinaus besteht eine situationsbezogene Zielkonkurrenz. Bei einer Rezession wirkt eine solche Zielkonkurrenz blockierend. Die Zielkonflikte stören auch in der Phase der Hochkonjunktur, doch sie gefährden die Wirtschaft nicht.

Das größte Problem im Magischen Sechseck ist die gerechte Verteilung von Einkommen und Vermögen. Eine solche gerechte Verteilung ist in Deutschland schon aufgrund der praktizierten Marktwirtschaft nicht möglich. Nach den Gesetzen der Marktwirtschaft sollen Einkommen und Vermögen sich organisch aus Angebot und Nachfrage sowie der Einflussnahme auf Markt und Gewinnmaximierung entwickeln. Einkommen und Vermögen können nicht beliebig geschaffen und verteilt werden. Sie orientieren sich immer an den Gegebenheiten des Marktes.

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Stabiles Preisniveau

Ein Magisches Sechseck hat ein stabiles Preisniveau zum Ziel. Die Preisniveaustabilität wird auch als Geldwertstabilität bezeichnet. Damit sich ein stabiles Preisniveau entwickeln kann, muss ein freier Preisbildungsmechanismus gewährleistet sein. Daraus resultiert eine gesunde marktorientierte Preisentwicklung.

Bei der Preisniveaustabilität in der Wirtschaft spielt der Begriff Warenkorb eine Rolle. Er stellt eine repräsentative Anzahl an Gütern dar, die herangezogen werden, um die Inflationsrate zu berechnen. Der Warenkorb wird in bestimmten Abständen erstellt, um festzustellen, welche Waren teurer oder günstiger geworden sind.

Hoher Beschäftigungsgrad

Ein wichtiges Ziel des Magischen Sechsecks der Wirtschaft ist ein hoher Beschäftigungsgrad. Ein Magisches Sechseck legt häufig die Priorität auf einen hohen Beschäftigungsgrad. Das gesamte Streben der Wirtschaft soll darauf ausgerichtet sein, ein hohes Beschäftigungsniveau zu erreichen. Im Rahmen der gesamtwirtschaftlichen Produktion soll das vorhandene humane Potential voll ausgeschöpft werden. Wird ein hoher Beschäftigungsgrad erreicht, hat das weitere positive Effekte. Soziale Probleme durch unfreiwillige Arbeitslosigkeit werden verhindert. Ziel ist die Vollbeschäftigung. Eine hundertprozentige Vollbeschäftigung ist jedoch nicht erreichbar, da saisonale Arbeitslosigkeit nicht verhindert werden kann und es Menschen gibt, die freiwillig arbeitslos bleiben.

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht

Das außenwirtschaftliche Gleichgewicht ist ein Staatsziel und eines der Ziele im Magischen Sechseck. Um es zu erreichen, muss die Leistungsbilanz ausgeglichen sein. Im Stabilitätsgesetz ist dieser Punkt formuliert. Die wirtschaftliche Entwicklung soll nicht durch schädliche Außenhandlungsbeziehungen belastet werden. Die Entwicklung ist an der Handelsbilanz ablesbar. Liegt beim importierenden Staat ein Handelsbilanzdefizit vor, sind wirtschaftspolitische Maßnahmen erforderlich.

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Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum

Ein Magisches Sechseck hat immer ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum zum Ziel. Es ist gewährleistet, wenn sich konjunkturelle Schwankungen in Grenzen halten oder vollständig vermieden werden. Konjunkturelle Schwankungen wirken sich immer auf die Beschäftigung oder das Wirtschaftswachstum aus. Damit konjunkturelle Schwankungen vermieden werden können, ist eine Kontrolle des kompletten Konjunktur-Zyklusses erforderlich. Um ein Wirtschaftswachstum zu erzielen, sollte es nicht zu ruckartigen Veränderungen kommen. Die Wirtschaft sollte eher langsam, aber kontinuierlich wachsen. So können Massenentlassungen in wirtschaftlich schlechten Situationen vermieden werden. Das Bruttoinlandsprodukt ist der Indikator für das Wirtschaftswachstum.

Wirtschaftspolitische Ziele im Gegensatz zu gesellschaftspolitischen Zielen

Ein magisches Sechseck enthält vier wirtschaftspolitische und zwei gesellschaftspolitische Ziele. Die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt ist ein gesellschaftspolitisches Ziel. Weitere gesellschaftspolitische Ziele, die jedoch nicht zum Magischen Dreieck gehören, sind Bildung und eine gute medizinische Versorgung. Konflikte mit den wirtschaftspolitischen Zielen sind vorprogrammiert.

Die Umwelt kann das Wachstum der Wirtschaft begrenzen. Ein starkes Wirtschaftswachstum nützt nichts, wenn irgendwann die Umwelt zerstört wird. Unternehmen müssen Umweltschutzauflagen einhalten und in Umweltschutzmaßnahmen investieren. Das hemmt oder verhindert anderweitige Investitionen.

Bei der gerechten Einkommensverteilung geht es darum, die wirtschaftlichen Werte gerechter zu verteilen. Die Pro-Kopf-Lohnquote ist der Indikator dafür. In einem Marktumfeld, in dem es um Angebot, Nachfrage und Gewinnmaximierung geht, ist eine gerechte Einkommensverteilung nicht umsetzbar. Könnte der Staat direkt in die Lohnverhandlungen eingreifen, wäre eine gerechte Einkommensverteilung bis zu einem bestimmten Grad möglich. Aufgrund der Tarifautonomie kann der Staat nicht eingreifen. Die Einführung des Mindestlohns ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Fazit: Magisches Sechseck mit sechs Zielen

Ein Magisches Sechseck legt die Ziele der Wirtschaft fest. Es enthält die vier wirtschaftspolitischen Ziele hohes Beschäftigungsniveau, Preisniveaustabilität, außenwirtschaftliches Gleichgewicht sowie stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum fest. Darüber hinaus enthält ein Magisches Sechseck die gesellschaftspolitischen Ziele Erhaltung einer lebenswerten Umwelt und gerechte Verteilung von Vermögen sowie Einkommen. Es ist nicht möglich, alle sechs Ziele gleichzeitig zu erreichen. Eine Zielkongruenz bei einzelnen Zielen ist möglich, doch sind auch Zielkonflikte vorprogrammiert. Sollten alle Ziele gleichzeitig erreicht werden, wäre das kontraproduktiv. Es könnte zu steigender Arbeitslosigkeit, Rückgang an Investitionen und steigender Inflation kommen. Daher kommt es darauf an, ein möglichst angemessenes Wirtschaftswachstum und ein hohes Beschäftigungsniveau zu erreichen. Die anderen Ziele dürfen nicht vernachlässigt werden.

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