Eigenkapitalquote von Banken: Warum ist sie so wichtig?

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Die Eigenkapitalquote von Banken und Unternehmen gibt Auskunft über das Verhältnis des Eigenkapitals zum Gesamtkapital. Für Dich als Bankkunde kommt es darauf an, dass Dein Geld sicher ist. Daher werden die Eigenkapitalquoten der Geldinstitute in Deutschland regelmäßig ermittelt.

Eigenkapitalquote von Banken: Warum ist sie so wichtig?

Was ist die Eigenkapitalquote?

Die Eigenkapitalquote ist eine wichtige betriebswirtschaftliche Kennzahl und stellt den Anteil von Eigenkapital am Gesamtkapital dar. Sie informiert über die finanzielle Situation von Banken und Unternehmen in Deutschland sowie in anderen Ländern. Sie wird zur Beurteilung der Bonität herangezogen und gewährt Rückschlüsse über die Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern. Ist der Anteil von Eigenkapital am Gesamtkapital hoch, bedeutet das ein geringes Risiko für Zahlungsausfälle oder Überschuldungen. Das Risiko ist umso niedriger, je höher die Eigenkapitalquote ist. Banken und Unternehmen mit einem hohen Anteil an Eigenkapital verfügen über ausreichende Sicherheiten.

Warum sind die Eigenkapitalquoten von Banken wichtig?

Die Eigenkapitalquoten in Deutschland werden von verschiedenen Stellen erfasst und veröffentlicht, beispielsweise vom Bund Deutscher Industrieunternehmen (BDI) und vom Deutsche Sparkassen und Giroverband (GSGV). Bei den Banken in Deutschland ist die Eigenkapitalquote deutlich geringer als bei ausländischen Banken. Die Finanzkrise 2008/2009 hat die Krisenanfälligkeit von Banken verschärft und zu Pleiten geführt. Daher wurde die EU-Richtlinie Basel III mit strengeren Eigenkapitalregeln eingeführt. Ende 2012 waren die Reserven an Eigenkapital bei europäischen Geldinstituten niedriger als bei den US-amerikanischen Kreditinstituten.

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Dennoch verweisen viele europäische Finanzinstitute auf eine außerordentliche Rekapitalisierung. Einige Finanzexperten kritisieren, dass sich verschiedene Finanzinstitute trotz strengerer Regeln gesund rechnen könnten, indem sie Vermögenswerte mit ihren nicht realisierten Gewinnen aufblähen. Die Eigenkapitalquote schießt damit in die Höhe. Bei den größeren Finanzinstituten in Deutschland lag die bilanzielle Eigenkapitalquote 2012 lediglich bei ungefähr 2 Prozent. Verglichen mit Unternehmen ist dieser Wert außerordentlich gering. Unternehmen in den USA finanzieren sich teilweise mit 50 Prozent Eigenkapital, während die Quote bei Unternehmen im europäischen Durchschnitt bei ungefähr 35 Prozent liegt.

Die Bedeutung der Eigenkapitalquote für die Kunden von Finanzinstituten

Egal, ob Du einen Kredit aufnehmen oder Dein Geld bei einer Bank in Deutschland anlegen möchtest, solltest Du über die Ausstattung mit Eigenkapital und die finanzielle Sicherheit des Geldinstituts Bescheid wissen. Die Banken verleihen bei einer Kreditvergabe vorrangig das Geld der Anleger, doch wird oft auch ein geringer Anteil an Eigenkapital verliehen. Für Geldinstitute und Versicherungen verlangt die Rechtsordnung in Deutschland eine Mindestausstattung an Kapital. Sie beträgt aktuell bei Banken 5 Millionen Euro. Strenger sieht es bei Hypothekenbanken aus. Sie müssen über mindestens 25 Millionen Euro Eigenkapital verfügen. Eine Bank könnte theoretisch also mit einem Vermögen von 5 Millionen Euro gegründet werden. Für die Gründung sind jedoch noch weitere Investitionen, beispielsweise für Büroausstattungen, erforderlich. Unmittelbar nach der Gründung entstehen die ersten Verluste. Eine Bank würde sofort wieder ihre Lizenz verlieren, wenn das Eigenkapital weniger als 5 Millionen Euro beträgt. Daher benötigt eine Bank noch deutlich mehr Eigenkapital als nur 5 Millionen Euro. In jedem Unternehmen, auch bei einer Bank, wechselt täglich die Höhe des Eigenkapitals. Die Eigenmittel der Banken befinden sich unter laufender Kontrolle.

Eröffnest Du ein Konto bei einer Bank und möchtest Du das Geld anlegen, kommt es auf eine solide Eigenkapitalquote an. Sie ist wichtig, damit das Risiko einer Insolvenz des Geldinstituts so gering wie möglich ist. Die deutschen Geldinstitute zahlen in einen Insolvenzsicherungsfonds ein und müssen eine Einlagensicherung pro Kunde von mindestens 100.000 Euro gewähren. Kommt es zu einer Insolvenz des Geldinstituts, sind die Einlagen der Kunden mindestens bis zur Höhe der Einlagensicherung sicher. Sie können nicht in die Insolvenzmasse des Geldinstituts einfließen.  

Auswirkungen der Eigenkapitalquote von Geldinstituten auf Kreditnehmer

Möchtest Du einen Kredit aufnehmen, prüft die Bank Deine Bonität anhand Deines Einkommens, Deiner regelmäßigen Ausgaben und Deiner Sicherheiten. Sie führt ein Rating durch. Die Richtlinien für das Rating unterscheiden sich bei den verschiedenen Kreditinstituten. Abhängig von der Bonität werden die Kreditnehmer in Risikoklassen eingeteilt. Die meisten Kreditinstitute legen die Zinsen abhängig von der Bonität und von der Risikoklasse fest. Die Zinsen sind umso höher, je ungünstiger die Risikoklasse ist. Als Kreditnehmer siehst Du nur den Zinssatz, den Dir die Bank für Deinen Kredit anbietet. Du kannst jedoch Kreditangebote von mehreren Banken einholen und die Zinsen vergleichen. Es ist ein Betriebsgeheimnis der Finanzinstitute, welche Kriterien sie zur Festlegung des Zinssatzes heranziehen. Eine geringe Eigenkapitalquote einer Bank kann dazu führen, dass der Zinssatz für den Kreditnehmer höher ausfällt.
Verschiedene Banken in Deutschland verfügen über stille Reserven wie Grundstücke oder Unternehmensbeteiligungen außerhalb des öffentlichen Kapitalmarktes, die nicht bekannt sind. Sie können sich auf die Eigenkapitalquote auswirken.

Kennzahlen für die Eigenkapitalquote von Banken

Die Eigenkapitalquote einer Bank stellt das Verhältnis von Eigenkapital zum Gesamtforderungsbetrag dar. Die Ermittlung des Gesamtforderungsbetrags ist kompliziert. Er wird nicht aus den tatsächlichen Kontoständen der Kreditkonten ermittelt, sondern aus der risikoabhängigen Bewertung dieser Kontostände. Der Gesamtforderungsbetrag muss neu bewertet werden, wenn sich die Kreditrisiken ändern. Ausleihungen an EU-Mitgliedsstaaten in deren Währung stellen kein Risiko dar, wenn sie auch in der entsprechenden Währung refinanziert werden. Geld von Anlegern, das als Guthaben auf den Girokonten vorhanden ist und als Kassenkredit an eine Kommune verliehen wird, muss nicht bei der Ermittlung des Gesamtforderungsbetrags berücksichtigt werden.
Zur Ermittlung der Eigenkapitalquote von Banken können

  • harte Kernkapitalquote
  • Kernkapitalquote
  • Gesamtkapitalquote

herangezogen werden.

Bei diesen Quoten dürfen seit Januar 2019 bestimmte Prozentsätze nicht unterschritten werden:

  • 4,5 Prozent als harte Kernkapitalquote, um die Gesamtforderung durch hartes Kernkapital zu decken
  • 6,0 Prozent Kernkapitalquote zur Deckung der Gesamtforderung durch Kernkapital
  • 8,0 Prozent Gesamtkapitalquote zur Deckung der Gesamtforderung durch Gesamtkapital.

Das harte Kernkapital ist der zentrale Begriff, von dem alles abgeleitet werden kann. Es umfasst

  • gezeichnetes Kapital als Grundkapital oder Geschäftsguthaben
  • Rücklagen
  • einbehaltene Gewinne
  • Einlagen stiller Gesellschafter.

Die Verluste werden davon abgerechnet. Das harte Kernkapital wird um verschiedene gesetzlich vorgeschriebene Positionen bereinigt. Dabei handelt es sich vor allem um Steuern, die abgeführt werden müssen. Werden verschiedene Kerninstrumente dazugerechnet, lässt sich das Kernkapital errechnen.

Aktuelle Eigenkapitalquoten deutscher Banken

Die Eigenkapitalquote der Banken in Deutschland unterscheidet sich stark. Hier sind einige Beispiele für Eigenkapitalquoten von 2018:

  • Volkswagen Bank 14,4 Prozent
  • VTB Bank (Europe) SE 14,2 Prozent
  • ProCredit Holding 13,3 Prozent
  • Tirodes Bank 10,2 Prozent
  • HSBC Trinkaus & Burkhardt 9,5 Prozent

Negativzinsen können die Eigenkapitalquote verringern

Möchtest Du ein Tagesgeldkonto oder ein Sparbuch eröffnen und vergleichst Du die Konditionen der verschiedenen Banken, wirst Du feststellen, dass einige deutsche Geldinstitute bereits Negativzinsen erheben. Die Anleger müssen Geld bezahlen, wenn sie dort ihr Geld deponieren. Dadurch nimmt das Eigenkapital der Banken im Verhältnis zum Gesamtkapital ab. Das bedeutet, dass die Eigenkapitalquote verringert wird, wenn eine Bank Negativzinsen erhebt. Der Grund für die Negativzinsen, die von einigen Geldinstituten bereits erhoben werden, ist die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Leitzins von 0 Prozent wirkt sich günstig auf die Zinsen für Kredite aus, während klassische Geldanlagen immer unattraktiver werden.  

Fazit: Eigenkapitalquote informiert über Sicherheiten

Bei den Banken in Deutschland unterscheidet sich die Eigenkapitalquote. Die Eigenkapitalquote drückt das Verhältnis von Eigenkapital am Gesamtkapital aus und informiert über die Eigenkapitalbasis von Banken und anderen Unternehmen. Bei den Unternehmen, die keine Geldinstitute sind, ist die Eigenkapitalquote höher als bei den Banken. Die Banken müssen eine Eigenkapitalquote in einer Mindesthöhe nachweisen, damit das Risiko einer Insolvenz möglichst gering ist. Ein hoher Anteil an Eigenkapital stellt eine hohe Sicherheit dar. Die Volkswagen Bank gehört zu den Banken mit der höchsten Eigenkapitalquote in Deutschland. Im Vergleich zum Ausland sind die Eigenkapitalquoten in Deutschland eher niedrig.

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